Pflanzenwucherungen

Pflanzenwucherungen

Pflanzenwucherungen treten auf wenig befahrenen Bahnstrecken ein, wenn die zur Unterhaltung und Erneuerung des Oberbaues hier nur selten ausgeführten Arbeiten nicht ausreichen, um die Bildung von Unkraut u. dgl. von vornherein zu verhindern. Auf stark befahrenen Strecken und Bahnhöfen wird auch schon durch die Absonderung von öligen Bestandteilen durch die Lokomotiven der P. in gewisser Weise vorgebeugt. Die P. auf Bahnhöfen kommen daher hauptsächlich auf selten benutzten und von den Maschinen wenig befahrenen Aufstellgleisen vor.

Sehr begünstigt werden die P. durch das Klima. Sie finden sich daher besonders in warmen, feuchten und tropischen Gegenden, in denen die Vegetation üppig ist und der Frost nicht regelmäßig ein Absterben des Unkrauts herbeiführt. Hier können die P. leicht einen derartigen Umfang annehmen, daß die Erhaltung des Oberbaues dadurch ernstlich erschwert, ja sogar der Betrieb gefährdet wird. In Gegenden der gemäßigten Zone dagegen hat die hier nur in geringem Umfang auftretende P. im allgemeinen den Nachteil, daß sie den Oberbau, insbesondere die Schwellen und Befestigungsmittel der Schienen den Blicken des überwachenden Bediensteten entzieht und die Entdeckung von Holzschwellen, die der Zerstörung entgegengehen, verhindert. Abgesehen hiervon verursacht die P. wohl auch eine frühzeitige Zerstörung der Schwellen und des Bettungsmaterials, da die Entwässerung des Schotterbettes gehemmt wird.

Die Beseitigung des Unkrauts durch Ausroden ist sehr kostspielig. Zur Ausrodung des auf den Bahnböschungen und in den Bahngräben wachsenden Unkrauts werden in den Vereinigten Staaten von Amerika maschinelle Einrichtungen verwendet, die in Form von Pflügen ausgebildet und an einem entsprechend ausgerüsteten Wagen angebracht sind. Wirksamer und billiger ist die Beseitigung des Unkrauts – besonders in der Bettung – durch Besprengung der P. mit einer Flüssigkeit, die das Pflanzenleben tötet. Die Sprengflüssigkeit, deren Zusammensetzung in der Regel von den herstellenden Firmen geheimgehalten wird, muß für Schienen, Schwellen und Brücken sowie alle übrigen Teile der Eisenbahn unschädlich sein. Mit der Besprengung sind besonders auf den Eisenbahnen in den wärmeren südlichen Gegenden Nordamerikas umfangreiche Versuche vorgenommen worden. Auch hat sich eine besondere Gesellschaft (Railway Chemical Sprayer Cy. in Owenburg, Kentucky) für die Vertilgung von Unkraut auf den Bahnstrecken begründet, die gegen eine feste Gebühr für die Meile die Beseitigung des Unkrauts vornimmt. Die Gesellschaft hat besondere Wagen gebaut, durch die das Mischen der Flüssigkeit und das Besprengen erfolgt. Die Wagen sind im stande, 36 m3 Sprengflüssigkeit aufzunehmen, die zum Besprengen einer Strecke von etwa 25 km Länge ausreicht. Kurze Zeit nach dem Besprengen beginnt das Unkraut zu verdorren. Die Flüssigkeit dringt bis in die Wurzeln ein und verhütet so auch ein Wiederausschlagen der P. Eine Anwendung dieses Verfahrens einmal im Jahre – etwa im Juni – soll genügen, um die Strecke für den Rest des Jahres frei von P. zu halten.

Giese.


http://www.zeno.org/Roell-1912. 1912–1923.

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