Asien

Asien

Asien, der größte Erdteil, ist reich an großen, aber nur zum Teil schiffbaren und für den Verkehr benutzbaren Strömen. Im Innern sind mehrere große Seen, die ebenfalls für den Verkehr nur eine geringe Bedeutung haben. Der Verkehr mit den übrigen Weltteilen wird hauptsächlich vermittelt durch die großen Dampferlinien, hauptsächlich deutsche, englische und französische, neuerdings auch japanische und russische.

Mit Eisenbahnen ist A. von allen Erdteilen verhältnismäßig am schwächsten ausgestattet. Es liegt das zum Teil an der Bodengestaltung, die im Innern sehr gebirgig ist, teils an den klimatischen, den politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Die politischen Verhältnisse haben insbesondere in China bis vor wenigen Jahren dem Eisenbahnbau hindernd im Wege gestanden. Auch jetzt erfolgt noch der Ausbau des Eisenbahnnetzes im größten Umfang durch die europäischen Staaten, die in A. eigenen Kolonialbesitz haben (Rußland, England, die Niederlande, Frankreich, Portugal, Amerika [Philippinen] und Deutschland) und auch mit Hilfe fremden Geldes. Erst in den letzten Jahren wurde – mit unter dem Einfluß des Chinesisch-Japanischen und des Russisch-Japanischen Krieges – mit dem Eisenbahnbau, besonders in China, in Russisch-Asien, in Japan einschl. Korea, schneller vorwärts gegangen.

Das Eisenbahnnetz A. hatte zu Anfang des Jahres 1910 einen Umfang von 99.436 km, d.h. noch nicht einmal den dritten Teil des europäischen Eisenbahnnetzes (329.691 km). Mehr als die Hälfte der Eisenbahnen befindet sich in Britisch-Ostindien (50.667 km ohne Ceylon) (s. Indien). In Indien ist auch die erste Eisenbahn auf asiatischem Boden im Jahre 1853 gebaut worden. Die von Rußland in Sibirien, der Mandschurei und in Mittelasien gebauten Eisenbahnen haben eine Ausdehnung von 16.881 km. Von diesen schließt die sibirische Eisenbahn unmittelbar an das russisch-europäische Eisenbahnnetz an und verbindet somit die europäischen Eisenbahnen mit den Hafenplätzen an der Ostküste A. (Wladiwostok, Port Arthur, Dairen) und mit den großen Verkehrsplätzen in der Mandschurei und in China (s. sibirische Eisenbahn). Die mittelasiatische, früher transkaspische genannte Bahn, hat ihren Ausgangspunkt von dem Hafen Krassnowodsk an der Ostküste des Kaspischen Meeres und erstreckt sich von da nach Merw, Buchara und Samarkand und Kutschk bis nahe an die Grenze von Afghanistan und Britisch-Ostindien. In Kleinasien sind von besonderer Bedeutung die anatolischen Eisenbahnen (s.d.), die von Haidar-Pascha (gegenüber Konstantinopel) nach Ismid und Angora, und von Eskischehir nach Konia sich erstrecken, wo sie Anschluß finden an die im Bau begriffene Bagdadbahn (s.d.), deren Verbindung mit Persien neuerdings geplant wird. Eine Zweiglinie der Bagdadbahn soll auch eine Verbindung herstellen mit den Eisenbahnen in Syrien und Palästina und der an diese anschließenden Hedschasbahn (s.d.), die Arabien von Norden nach Süden durchzieht und bis Medina fertiggestellt ist. Auf diese Weise würde eine unmittelbare Schienenverbindung von Konstantinopel bis nach Arabien vorhanden sein, die auch strategisch von großer Wichtigkeit ist.

Selbständige, in sich abgeschlossene Eisenbahnnetze haben Japan und Siam (s.d.). Besonders das japanische Eisenbahnnetz hat sich in den letzten Jahren, seit dem Obergang zum Staatsbahnsystem, gut entwickelt, Japan hat auch die Eisenbahnen in Korea gebaut und beherrscht die südmandschurische Eisenbahn. Das japanischkoreanische Eisenbahnnetz hatte 1910 einen Umfang von 9281 km. Die Staatsbahnen Siams sind von deutschen Ingenieuren gebaut. Die chinesischen Eisenbahnen, zum großen Teil Privatbahnen, sind in lebhafter Entwicklung begriffen (s. China). In Niederländisch-Indien befindet sich ein geschlossenes Eisenbahnnetz von 2475 km und die Franzosen haben in Tonkin mit großen finanziellen Opfern ein wesentlich für die Zwecke der Landesverteidigung erforderliches Eisenbahnnetz von jetzt rund 2400 km angelegt, das sich allmählich weiter nach Norden in die südlichen Provinzen von China zu vorschiebt.

In A. ist noch sehr viel Raum für neue Eisenbahnen. Die Industrien von Europa (Großbritannien und Deutschland) und von den Vereinigten Staaten von Amerika finden für die Materialien zum Eisenbahnbau und für die Eisenbahnbetriebsmittel noch ein reiches Absatzgebiet daselbst und sind andauernd eifrig bemüht, sich Lieferungen dorthin zu schaffen. In Japan entwickelt sich bereits eine selbständige Eisenbahnindustrie.

Vgl. im übrigen die Artikel über die einzelnen Länder und wichtigen Eisenbahnen in A.

v. der Leyen.


http://www.zeno.org/Roell-1912. 1912–1923.

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